Hermes – griechischer Götterbote & Beschützer

Hermes ist in der griechischen Mythologie einer der zwölf großen olympischen Götter. Er ist Götterbote, durch den Göttervater Zeus seine Beschlüsse überbringen lässt sowie ferner Begleiter der Toten in die Unterwelt und der Gott der Diebe. Darüber hinaus ist er Beschützer von Kaufleuten und Reisenden, Hirten, Künstlern und Handwerkern, von Verkehr, Gymnastik, Redekunst, Magie und Dieben.

Zudem soll Hermes die Hirtenflöte und die Leier, ebenso die Tonleitern und das Würfelspiel erfunden haben. Auch bei der Entwicklung des griechischen Alphabets und der Astronomie soll er beteiligt gewesen sein.

Eine besondere Fähigkeit war, dass er Menschen in den Schlaf versetzen und ihnen Träume senden konnte.
Im Römischen Reich hieß er Mercurius. Seine Verschmelzung mit dem altägyptischen Gott Thot führte zu Hermes Trismegistos. Bis in die frühe Neuzeit glaubte man, Hermes Trismegistos habe tatsächlich gelebt und sei der Verfasser der nach ihm benannten hermetischen Schriften.

Fakten zum griechischen Gott Hermes

Gott Götterbote und Gott der Boten, der Reisenden und der Diebe
Römischer Name Mercurius
Geschlecht Männlich
Symbole Stab, Flügelhelm, Schulterflügel, Flügelschuhe
Eltern Zeus und Nymphe Maia
Kinder neun Kinder

Charakterzüge von Hermes

Hermes ist der facettenreichste Gott, auf jeden Fall ein wahrer Alleskönner. Ein Grund liegt darin, dass man in der Antike nicht glaubte, dass Dinge einfach passieren; alles wurde mit einem Akteur verbunden. Wegen seiner rhetorischen Fähigkeiten wurde er zum Vermittler zwischen Göttern und Sterblichen. Ob die Hermeneutik, die Wissenschaft der Auslegung, wirklich auf seinen Namen zurückzuführen ist, ist umstritten.

Der Götterbote war so schnell wie das Licht. Er war stark und furchtlos. Er half Helden der griechischen Mythologie wie Herakles bei Abenteuern, besonders dann, wenn sie sich in den Hades, die Unterwelt, begeben mussten. Er gab dem Gründer von Mykene, Perseus, das Schwert, um die schreckliche Medusa zu töten. Er soll gemeinsam mit dem Feuergott Hephaistos den Titanen Prometheus an den Felsen im Kaukasus geschmiedet haben.

Darstellungen von Hermes

Hermes, Gott des Diebes, Götterbote und Beschützer

– Hermes wird meist jugendlich dargestellt, später auch mit spitzem Bart.
– Dem Stab (Calcaneus oder Kerykion) wurden magische Kräfte zugeschrieben. Er wird oft mit zwei Schlangen gezeigt, auch mit Kreis und Halbkreis oder Flügeln. Er war Symbol des Nachrichtenüberbringers sowie Zauberstab und wurde später zum Symbol für Handel.
– Geflügelter Helm, in frühen Darstellungen auch Hut mit breiter Krempe.
– Geflügelte Schuhe, (Talaria).
– Geflügelte Schultern.
– Mit einem Widder (Krioforos) oder Schildkrötenpanzer auf dem Kopf.
– In römischer Zeit oft mit Geldbeutel.

Eltern und Nachkommen

Hermes als Sohn von Göttervater Zeus und seiner Geliebten folgte den Spuren seines Vaters und hatte Liebesbeziehungen mit Göttinnen, Frauen, Männern und sogar Tieren, was bei den Göttern der griechischen Mythologie keineswegs ungewöhnlich war: sie hatten auch Beziehungen mit Geschwistern, eigenen Kindern und außer Göttinnen mit sterblichen Frauen. Von Hermes neun Kindern sind die bekanntesten der ziegenfüßige Sohn Pan und mit Aphrodite Hermaphroditos, der seinen Körper später mit einem anderen verschmolz und so zum Zwitter wurde.

Sagen und Geschichten über Gott Hermes

Nach der Mythologie ist Hermes schon am Tag der Geburt selbständig gewesen. Seine erste Handlung war, aus dem Panzer einer Schildkröte eine Leier zu formen; dann raubte er eine Rinderherde des Gottes Apollon, erfand das Feuermachen und grillte Fleisch.

Von Zeus zur Rede gestellt, zeigte er nicht, wie gefordert, Apollon die Rinder, sondern spielte ihm etwas auf der Leier vor. Das habe Apollon so beeindruckt, dass er die Leier als Gegenwert für seine ganze Rinderherde nahm und dazu Hermes den goldenen Stab schenkte. An anderen Stellen wird berichtet, dass Hermes den Stab direkt von Zeus erhielt. Durch das Stehlen von Apollons Rinder ist er außerdem als Gott der Diebe bekannt.

Eine weitere Geschichte betrifft die Schlangen des Stabes: zwei sollen sich im Kampfe so verschlungen haben, dass sie nicht mehr auseinanderkamen. Als Hermes sie mit einem Olivenzweig trennte, umschlangen sie seinen Stab als Symbol der Friedensstiftung.

Frühe Erwähnungen von Hermes

– In Homers Epos „Odyssee“ aus dem 8. bis 7. Jahrhundert v.Chr. wird der Götterbote Hermes erwähnt: er überbringt der Nymphe Kalypso den Befehl von Zeus, Odysseus weiter nach Ithaka reisen zu lassen.
– In den sogenannten Homerischen Hymnen, einer Sammlung vom 7. Jhd. v.Chr. bis zur hellenistischen Zeit, wird Gott Hermes mit seinen verschiedenen Fähigkeiten beschrieben.
– Der griechische Geograph und Reiseschriftsteller Pausanias erwähnt etwa 130 -150 nach Christus das Kultbild des Gottes Hermes in Kyllini sowie die Statue in Olympia in seinen Reisebeschreibungen.

Bildliche Darstellungen des Gottes Hermes

Es gibt unzählige Abbildungen auf antiken Vasen und Münzen. Die vom antiken Bildhauer Praxiteles etwa 340 v. Chr. geschaffene Statue dürfte die berühmteste sein. Sie stand im Heratempel im antiken Olympia und befindet sich heute im dortigen Museum.

Seit der Antike wurden zahlreiche Hermes-Bilder und Statuen geschaffen, die heute z.B. an folgenden Stellen zu sehen sind: Griechisches Nationalmuseum Athen, Eremitage, Metropolitan Museum, Römisches Pantheon, Vatikanmuseum und Schloss Sanssouci in Potsdam.

Eine Statue am alten Postgebäude in Flensburg zeigt ihn als Postbote, mit Flügelhut, aber auch Posthorn.

Heutige Aneignungen

– Sein Name wurde von einem bekannten Paketversand gewählt.
– Der Philosoph Peter Sloterdijk bezeichnete den griechischen Gott Hermes als den Gott der Zukunft: er sei der Gott der Kommunikation, des Internets und der Händler, während Prometheus, der alte Gott der Produktion, abdanke.
– Fehlerhafte Aneignung für Medizin (in USA), mit der Hermes keine Verbindung hatte.

Quellen:
Hermes in The Odyssey: Odysseus’ Counterpart
Das anikonische Kultbild des Hermes im elischen Kyllene
Hermes, der Gott der Diebe und der Sprache
Der pseudohomerische Hermes-Hymnus: ein interpretierender Kommentar. Wissenschaftliche Kommentare zu griechischen und lateinischen Schriftstellern
A. Kuhle: Hermes und die Bürger