Odysseus: Held der berühmten Irrfahrt

Odysseus ist einer der bekanntesten Helden in der griechischen Mythologie. Er ist der Urenkel von Hermes, dem Schutzgott des Handels. Bekannt ist Odysseus vor allem für seine zehnjährige Irrfahrt nach dem Trojanischen Krieg. Mit unverwechselbarem Humor und seiner Intelligenz meistert er auch die schwierigsten Hindernisse auf seinem langen Weg nach Hause.

Held Odysseus
Lateinischer Name Olixes
Geschlecht Männlich
Charakter Intelligent, gewitzt
Eltern Vater: Laërtes (König von Ithaka); Mutter: Anticlea
Kinder Telemachus (Mutter: Penelope), Telegonos (Mutter: Zirze)

Die Kindheit und Jugend des Odysseus

Odysseus wurde auf der Insel Ithaka als Sohn des Königs Laertes geboren. Schon früh fielen seine außergewöhnlichen athletischen Fähigkeiten auf. Er liebte das Bogenschießen und soll laut der Erzählung niemals einen Pfeil daneben gelenkt haben.

Sein bester Freund in Kindertagen war sein treuer Hund Argos, der ihn oft zur Jagd begleitete. Eines Tages wurde Odysseus bei einem solchen Jagdausflug von einem Eber am Schenkel verletzt und trug eine Narbe davon.

In seiner Jugend wurde deutlich, dass Odysseus eine überdurchschnittliche Intelligenz besaß, die ihm half, komplexe Probleme zu lösen und gegen seine Widersacher zu gewinnen.

Bemerkenswert sind auch seine Qualitäten als Redner. Laut der Erzählung konnte sich niemand seinem Charme entziehen wenn er sprach.

Seine große Anziehungskraft wirkte auch auf die Göttin Pallas Athene, die ihm im Trojanischen Krieg und bei seiner Irrfahrt als Beschützerin und weise Ratgeberin zur Seite stand.

Heirat mit Penelope

Bevor er die spartanische Prinzessin Penelope heiratete, war er einer der zahlreichen Verehrer der schönen Helena von Troja. Diese war allerdings nicht an einer Heirat mit ihm interessiert. Aber er lernte über diesen Umweg seine spätere Frau Penelope kennen, denn sie ist die Cousine von Helena. Da Penelope genauso klug war wie er, passten die beiden sehr gut zusammen.

Aber um Penelope heiraten zu können, musste Odysseus zunächst ihren Vater Ikarios von sich überzeugen. Um sein Ziel zu erreichen, bat er Helenas Vater Tyndareos darum, bei seinem Bruder ein gutes Wort für ihn einzulegen. Im Gegenzug löste Odysseus eines der größten Probleme von Tyndareos:

Helenas Vater befürchtete, dass ein Konflikt unter ihren zahlreichen Verehrern ausbrechen würde, sobald er einen von ihnen als Gatten für Helena auswählte.

Doch durch den weisen Rat von Odysseus konnte Streit unter den abgelehnten Romeos erfolgreich verhindert werden. Er schlug vor, alle Verehrer vor der Wahl eines Gatten schwören zu lassen, den gewählten Gemahl zu unterstützen.

Nach der Hochzeit mit Penelope zogen die Frischvermählten in einen von Odysseus selbst erbauten Palast auf Ithaka. Dort kam nach kurzer Zeit ihr gemeinsamer Sohn Telemachus auf die Welt.

Auslöser des Trojanischen Krieges

Die schöne Helena heiratete den von ihrem Vater erwählten Menelaos. Doch das Eheglück war nicht von langer Dauer. Nach kurzer Zeit brannte sie mit Paris durch. Er war der attraktive Sohn des trojanischen Königs und nahm Helena mit nach Troja.

Dies war der Anlass für den bekannten Trojanischen Krieg. Um seine Frau zurückzuholen, forderte Menelaos jetzt Hilfe ein . Schließlich hatten alle anderen Verehrer ja geschworen, ihn bei Problemen zu unterstützen.

Doch Odysseus hatte überhaupt keine Lust in den Krieg zu ziehen und seine Familie zu verlassen. Daher dachte er sich eine List aus: Er tat so als habe er den Verstand verloren und sei daher für einen Krieg nicht zu gebrauchen. Doch dieser Kniff hatte keinen Erfolg. Denn seine Kameraden waren misstrauisch und glaubten die Schauspielerei nicht. Als sie damit drohten, seinem Sohn etwas anzutun, wenn er nicht mitkäme, stimmte er zu.

So zog auch Odysseus widerwillig in den Krieg, nichts ahnend, dass er seine Heimat zwanzig Jahre lang nicht wiedersehen würde.

Odysseus im Trojanischen Krieg

Streit mit Achilles: Im Trojanischen Krieg kämpfte Odysseus an der Seite von Achilles. Aber die beiden Männer mochten sich nicht sehr. Sie hatten einen andauernden Streit darüber, was im Kampf mehr zählt: Intelligenz oder Stärke.

Die Pfeile und Bogen des Herkules: In einer Weissagung wurde vorhergesagt, dass der Krieg nicht ohne die Pfeile und den Bogen von Herkules gewonnen werden könne. Daher segelte Odysseus mit Diomedes auf die Insel Lemnos, um die Kriegswaffen zu holen.

Das Trojanische Pferd: Auch Odysseus war einer der mutigen Krieger, die sich in dem bekannten hölzernen Pferd versteckten. Laut manchen Erzählungen kam die Idee für das Trojanische Pferd sogar von Odysseus. Durch diesen heimtückischen Trick gelang es den Griechen den Krieg zu gewinnen.

Die Irrfahrten des Odysseus

Die Irrfahrten des Odysseus entstammen der Feder des antiken, griechischen Autors Homer. Bis heute ist sein Gedicht „Odyssee“ eines der bedeutendsten Werke der Antike. Der Begriff „Odyssee“ wird heute in zahlreichen Sprachen als Synonym für eine lange Irrfahrt verwendet.

Stationen der Irrfahrt:

1. Hafenstadt Ismaros: Durch einen Sturm werden die 12 Schiffe von Odysseus und seine Gefährten vor die Küste der Stadt Ismaros getrieben. Dort kommt es mit den Kikonen, den Bewohnern der Stadt, zu einigen Kämpfen. Nach schweren Verlusten bleibt den Griechen nur noch die Flucht.

2. Die Lotosesser: Die Winde treiben sie nun zum Land der Lotosesser. Die besonderen Lotosfrüchte beeinflussen allerdings das Bewusstsein. Als die Griechen davon essen, vergessen sie ihre Vergangenheit und möchten auf der Insel bleiben. Als Odysseus dies feststellt, zwingt er seine Gefährten zur Weiterfahrt.

3. Insel des Zyklopen: Hier entkommen sie mit einer List dem einäugigen Riesen Polyphem, der sie am liebsten verspeisen würde. Der schlaue Odysseus macht den Riesen mit Wein betrunken, um ihm anschließend sein Auge auszustechen. Am nächsten Morgen klammern sich Odysseus‘ Gefährten an die Bäuche der Schafe von Polyphem, als dieser seine Tiere zur Weide bringt. So können sie vor dem nun blinden Einäugigen ungesehen entfliehen.

4. Insel des Windgottes Aiolos: Der Windgott ist den Männern freundlich gesonnen und schenkt ihnen einen Beutel, in dem alle Winde bis auf den Westwind gefangen sind. Der Westwind soll sie sicher nach Hause bringen. 

5. Küste der Lästrygonen: Unglücklicherweise öffnet einer der Gefährten den Beutel des Windgottes kurz vor Erreichen ihrer Heimat und alle gefangenen Winde können entweichen. Dadurch kommen die Männer erneut vom Kurs ab und werden an die Küste der Lästrygonen getrieben. Die dort lebenden Menschenfresser greifen die Flotte der Griechen an, indem sie Steine werfen. Fast alle Schiffe gehen zu Bruch, sodass nur ein Schiff für die Weiterreise übrig bleibt.

6. Insel Aiaia: Auf dieser Insel nimmt die Zauberin Zirze einen Teil der Männer gefangen, indem sie diese mit einer verhexten Speise in Schweine verwandelt. Doch durch Odysseus‘ mutiges Eingreifen können die Männer befreit werden. Um Kraft für die Weiterfahrt zu sammeln, bleiben sie ein ganzes Jahr auf der Insel, bevor sie ihre Reise fortsetzen. Mit Zirze zeugt er einen Sohn namens  Telegonos.

7. Die Sirenen: Auf ihrem weiteren Weg begegnen die Griechen den betörenden Sirenen, die mit ihrem Gesang Seefahrer so bezirzen, dass sie ihr Schiff gegen die Klippen lenken. Doch der schlaue Odysseus befielt seinen Leuten die Ohren mit Wachs zu verschließen. So entkommen sie den gefürchteten Sirenen.

8. Insel Thrinakia: Nach dem Kampf mit einem sechsköpfigen Seemonster gelangen sie zur Insel Thrinakia. Hier lebt der Sonnengott Helios mit seinen heiligen Rindern. Unwissend schlachten die hungrigen Männer einige der Rinder, um ihren Hunger zu stillen. Darüber ist Helios so wütend, dass er mit einem Sturm Odysseus‘ Gefährten tötet und das letzte verbliebene Schiff versenkt.

9. Insel Ogygia: Odysseus kann sich auf die Insel Ogygia retten, wo er der Nymphe Kalypso begegnet. Diese verliebt sich und hält ihn sieben Jahre auf ihrer Insel fest.

10. Land der Phaiaken: Mit einem Floß macht sich Odysseus zum Reich der Phaiaken auf. Dort wird er freundlich aufgenommen und erhält ein Schiff, das ihn nach zwanzig Jahren Irrfahrt endlich zurück in seine Heimat Ithaka bringt.

Die Rückkehr des Helden

Der Empfang des Helden in Ithaka (Zitat aus der Originalschrift):

„Jetzo umringten sie alle den wiedergekommenen König, Hießen ihn froh willkommen, und küssten ihm Schultern und Antlitz,  Küssten und drückten die Hände mit Inbrunst. Aber Odysseus Weint‘ und schluchzte vor Freude; sein Herz erkannte noch alle.“

Homer Od. 22, 498-501