Gott Chaos, Urzustand der Welt

Als Gott Chaos (auch Khaos, Khaeos, Chaeus), wird der Urzustand der Welt bezeichnet. Eine ungeordnete Form der Materie, ein leerer, unergründlicher Raum, aus der die ersten Götter entstanden. Es wird oft als Nebel dargestellt, der dieses Schattenreich aus Masse und Energie beschreiben soll.

Chaos wird kein festes Geschlecht zugewiesen, meist wird es aber als Frau personifiziert, was daran liegt, dass aus ihr mehrere Kinder hervorgegangen sind.

Aus ihr entstanden die Götter, was mit der Entstehung der Welt gleichgesetzt werden kann, da die Götter Personifikationen der Bestandteile der Welt darstellen.

Fakten über Chaos

Gott Chaos, der Urzustand der Welt
Gott / GöttinUrzustand der Welt
Geschlechtkein Geschlecht
Symbole & Erkennungsmerkmalewird oft als Nebel dargestellt
Elternkeine
KinderGaia (Erde)
Tartaros (Unterwelt)
– Eros (Liebe)
Erebos (Finsternis)
Nyx (Nacht)

Chaos als Mutter aller Götter

Die bekannteste Quelle für die Schöpfungsgeschichte ist die „Theogonie“ von Hesoid. Er erzählt vom Beginn der Götter und der Welt. Laut ihm steht Chaos für das Mysterium der inkarnierten Schöpfung, also alles, was es gab, bevor Materie etc. entstand. Aus ihm gingen die ersten drei Urgötter hervor: Gaia – die Erde, Tartaros – die Unterwelt und Nyx – die Nacht.

Durch anderweitige sexuelle Vereinigungen oder auch direkt aus Chaos, entstanden weitere Nachkommen, die dieses mal allerdings leuchteten: Aither – die göttliche Luft und Hemera – der Tag. Auch wenn Chaos kein Geschlecht zugewiesen wird, so scheint es eine schöpferische, gebärfähige und damit eher mütterliche Kraft zu sein, wodurch es oft als Göttin personifiziert wird.

Siehe, vor allem zuerst ward Chaos; aber nach diesem Ward die gebreitete Erd‘, ein daurender Siz den gesamten Ewigen, welche bewohnen die Höhn des beschneiten Olympos, Tartaros‘ Graun auch im Schooße des weitumwanderten Erdreichs, Eros zugleich, der, geschmückt vor den Ewigen allen mit Schönheit, Sanft auflösend, den Menschen gesamt und den ewigen Göttern Bändiget tief im Busen den Geist und bedachtsamen Rathschluß. Erebos ward aus dem Chaos, es ward die dunkele Nacht auch.

Dann aus der Nacht ward Äther und Hemera, Göttin des Lichtes, Welche sie beide gebar von des Erebos trauter Empfängnis. Aber die Erde zuerst erzeugete, ähnlich ihr selber, Ihn den sternichten Himmel, daß ganz er umher sie bedeckte, Stets unerschütterte Veste zu sein den seligen Göttern. Auch die hohen Gebirge, der Göttinnen liebliche Wohnung, Zeugete sie, wo Nymfen durch waldige Krümmen umhergehn.

Hesiod in seiner Theogonie (ca. 700 v. Chr.)

Alle Götter, die danach entstanden, gingen also aus der Inzucht dieser Urgötter hervor. Auf diese Weise entstand aus dem Chaos langsam die menschliche Welt und ihre zeitliche (Tag und Nacht) und räumliche (Erde und Himmel) Struktur.

Die Auffassung, dass es weibliche Figuren gab, die lange vor allem anderen da waren und in der Leere bzw. im Chaos schwebten ist nicht neu. So gab es bei den indigenen Völkern Nordamerikas z. B. Grandmother Spiderwoman oder auch bei den Aborigines in Australien Kunapipi.

Der Urknall – so gebar die Göttin ihre Kinder

Es gibt einen Mythos, wie Chaos ihre Kinder geboren haben soll. Man sagt, dass sie in ihrem Innersten ihres Bauchraumes ein gewaltiges kosmisches Ei geformt und ausgebrütet hat. Sie ist also sozusagen die Ur-Gebärmutter. Dann gab es einen lauten Knall und das Ei ist explodiert. Damit entstand das Universum bzw. wurde geboren. Dieser alte griechische Mythos erinnert stark an die Theorie des Urknalls. Aus dem Universum heraus hat Chaos dann ihre ersten Kinder erschaffen.

Theorie der Orphiker zur Schöpfungsgeschichte

In der Orphik, einer religiöse Strömung der Antike (Anhänger des Gottes Orpheus) wird Chaos auch als die „Gebärmutter der Dunkelheit“ oder die „schwarze geflügelte Nacht“ bezeichnet. Hier lautet die Schöpfungsgeschichte allerdings etwas anders. So stammen Aither (Luft), Erebos (Finsternis) und Chaos von Chronos, dem Zeitgott ab. Auch in dieser Geschichte kommt dann Zeus an die Macht und schöpft die Welt neu. Die Geschichte von Hesiod in seiner Theogonie ist allerdings wesentlich bekannter.

Chaos als Göttin zwischen Himmel und Erde

Chaos wird auch als griechische Göttin der Leere, bzw. als eine Luftgöttin gesehen und nicht nur als Göttin des Urzustands. Sie verkörpert die „leere“ Luft zwischen Himmel und Erde, also jeden Teil der Atmosphäre, der dich um die Erde herum ist. Damit umschließt bzw. umarmt sie ständig ihre Tochter Gaia. Ihr Name bedeutet auch Spalt oder Kluft – jener Raum zwischen Erde und Himmel.

Chaos als Behausung

Beim Dichter Hesiod stellt das Chaos zudem als etwas Greifbareres dar. Laut ihm wirft Zeus während der Titanomachie (einem elfjährigen Krieg zwischen den zwei Göttergeschlechtern der Titanen) Blitze auf die Titanen und laut Hesiod wird das Chaos „von einer erstaunlichen Hitze erfasst„.

Zudem deutet er an, dass das Chaos eine Art Behausung ist, jenseits derer die Titanen leben. Demnach müsste Chaos der düstere Mittelweg sein, der zwischen der Erde und dem Tartarus liegt, da die Titanen dorthin verbannt werden. Dann stellen sie (also Chaos, Gaia (=Erde) und Tartaros) die anfängliche Art und Weise dar, in die der Raum geteilt wurde (abgeschlossen, als Gaia den Uranos (=Himmel) gebar), wobei Eros die treibende Kraft der Schöpfung ist.